Disclaimer an eure Seele

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flashyflying
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Disclaimer an eure Seele

Beitrag von flashyflying » 22. Apr 2020, 22:23

flashyflying will motivieren, begeistern und Menschen zum Modellfliegen bewegen, eines der schönsten Hobbys die es gibt, da so viele Skills auf einmal einfließen, ein ganzes Bündel an Fertigkeiten und Anforderungen. Und ein Flug mit einem Modell, das schwer zu fliegen ist, ist aufregend, spannend, alles andere als langweilig. Keine Frage. Modellfliegen ist ein sehr außergewöhnliches Hobby.

Ich schreibe aber jetzt hier etwas kontraproduktives: Neben all der Begeisterung, die ich hier mit diesen Videos für Dich entfache, möchte ich auch die andere Wahrheit aussprechen, die dieses Hobby auch beinhaltet: Für zartbesaitete Gemüter ist es brutal und erbarmungslos.
Ich möchte das etwas genauer erklären:
Bist Du vom Typ her ein Mensch, der sich in seine Modelle verliebt, stundenlang an Details baut und ein Modell produziert, das so schön ist, das es an der Decke hängend ein wahrer Schatz ist und deine Werkstatt zu einem Museum macht - dann lass es dort hängen. Du stirbst tausend Tode, wenn dieses Prachtstück zu einem Klumpen verformt wird, bei einem Absturz verloren geht. Und das ist alles andere als lustig. Es sind echte Schmerzen, das tut richtig weh und kann sogar Traumatas auslösen. Ich habe selbst Modellpiloten erlebt, ich spreche aus Erfahrung. Die haben Jahre gebraucht um einige Abstürze zu verarbeiten. Warum? Weil sie im Prinzip sich mehr auf das Bauen konzentriert haben, als auf das Fliegen. Fliegen heißt, einen Verlust in Kauf nehmen zu können:
1. Mental
2. Finanziell
3. auch zeitlich (ein neues Modell muss in Kürze verfügbar sein, macht keinen Sinn nach einem Absturz wieder ein halbes Jahr zu bauen)

Möchtest Du also lieber bauen und dein Ergebnis betrachten, dich darin verlieben, dann baue Schiffe, oder Flugzeug-Standmodelle.
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Wenn Du Dich fürs Fliegen entscheidest, sehe Dein Produkt nicht als dauerhaftes Gerät, sondern als Zwischenprodukt, was schnell ersetzt werden kann, das musst Du hinbekommen, sonst wird Modellfliegen für Dich zur Hölle. Das Flugzeug muss auch finanziell für Dich "tragbar" sein. Ja, ein Crash bedeutet nicht automatisch auch Verlust des Antriebes, von Servos, des Empfängers usw, meist ist "nur" die Zelle im Eimer. Die Kosten halten sich dann doch etwas in Grenzen, Totalverluste, die auch vorkommen, sind aber seltener, Crashes, wo einfach alles hinüber ist oder auch davongeflogene Modelle. Flach fliegende Modelle, die als Hintergrund einen Wald haben, Abends, Dämmerung, und schon ist es passiert. Du siehst es nicht mehr, findest es nie mehr. Totalverlust.

Wichtig für mich war immer: Mir ist es völlig Banane, ob die Maschine den Flug überlebt. Mental ist es mir egal und auch finanziell. Mental ist Übungssache, es ist eine Einstellung, die ich bereits beim Bauen des Modells einnehme. Ich baue daher nicht "schön", sondern funktionell. Für mich ist das Flugbild wichtiger, als die Ansicht des Modells direkt vor mir. Was das finanzielle angeht. Wenn ich eine bestimmte Summe im Jahr für Modellfliegen zur Verfügung habe, sollte diese Summe Ersatzflugzeuge einschließen. Also Ersatz-Zellen (Zelle: Rumpf und Flächen ohne "inneres")
Ich habe mich daher meist auf ARF Flugzeuge auf dem Gebrauchtmarkt konzentriert. Meist Modelle, die nicht "unique" waren, sondern es mir ermöglichten, das gleiche Modell des gleichen Herstellers schnell wieder beschaffen zu können. Wenn Du also 2-3 gleiche Modelle hast, ist schnell mal eine Fläche ausgetauscht. Das Ganze geht aber eben nur, wenn Du dann eben günstige Flugzeuge im Auge hast, wenn Du wenig Geld hast, heist das eben kleinere Maschinen. Der Lohn dieser Überlegung: Du fliegst nicht nur eine Maschine, die Du Dir zwar leisten kannst, aber hast ständig Angst beim Fliegen, weil keine Ersatzmaschine da ist.

Angst beim Fliegen ist das schlimmste, was Dir passieren kann. Es ist wie bei einem Auftritt in einer Band: Es macht Dir keinen Spass und Du bist froh, wenn es vorbei ist. Warum spielst Du dann. Oder zum Fliegen zurück: Warum fliegst Du dann Modelle, wenn Du so ein Schiss hast, das etwas kaputt geht, das Du den Flieger bei kleinstem Wind im Auto lässt, währen die anderen fliegen?
Angst vorm Fliegen kommt auch aus der Anforderung: Es darf blos nichts kaputt gehen. Das ist ein Fehler. Wähle dann gefälligst dein Flugzeugtyp so aus, dass Du ihn zerstören kannst, mit einem Lächeln. (von der finanziellen Seite für Dich)

Mich hat ein Vereinskollege einst gefrag, ob ich nicht auch Jet fliegen will (so wie er). Klar, hätte ich schon gern gemacht, ich liebe diesen Sound einer echten Turbine. Ich antwortete ihm. Ich kann Jets fliegen (vom fliegerischen Können her), aber ich kann ihn nicht fliegen, weil ich ihn nicht kaputt machen darf. Damit wird das Fliegen zum Stress. Ich habe daher diesen Schritt nicht unternommen, auch nichts größeres. MIt der Spannweite steigen die Kosten für alles: Teurere Antriebe, teurere Servos usw.

Ich denk, wenn Du diesen Hinweis jetzt von mir gelesen hast, wirst Du darauf achten, das Du Dich nicht zu sehr von Deiner Leidenschaft leiten lässt, wenn es darum geht, Dich für ein bestimmtes Modell zu entscheiden. Lasse dich von dem wichtigsten Punkt leiten:
Es muss Dir egal, sein, wenn das Modell kaputt geht, finanziell egal und mental (und auch zeitlich, schneller Ersatz muss möglich sein).

Werde bitte nicht zu einem Angstflieger, der seine Flugzeuge am liebsten am Boden stehen sieht. Dann sind diese Punkte, die ich genannt habe, falsch kalkuliert.
Also, angstfreies Starten zählt. Viel Spass und lass es krachen (möglichst mit Luft unter den Flügeln).

Und noch am Schluss möchte ich anfügen: Durch diese Maßnahme wirst Du tatsächlch angstfrei fliegen, was bedeutet, das Du allein dadurch
weniger Fehler machst und weniger Kosten produzierst. Es bleiben nur Ausfälle, die auf andere Ursachen zurückzuführen sind und nicht
aus Fehler durch Angst. Du hast damit den größten Teil der Crashursachen eliminiert.



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